Selbstbestimmung - Ein Mädchen sitzt in einer Box, diese ist sehr eng und sie fühlt sich bedrängt. Sie hat keinerlei chance auf Selbstbestimmung

Selbstbestimmung in der Abhängigkeit

Wie ich mich selbst einenge

Wir kommen auf die Welt und sind von Anfang an auf Hilfe angewiesen – sei es von unseren Eltern oder anderen Erwachsenen, während wir heranwachsen. Schon früh werden wir Teil eines Systems: Wir kommen in den Kindergarten, besuchen die Schule und gehen arbeiten. Wir sind an Stundenpläne und die Erwartungen unserer Eltern gebunden – von Anfang an leben wir in Abhängigkeit. Das habe ich, wie die meisten wahrscheinlich, nie hinterfragt. Für mich hat das System einigermaßen funktioniert. Egal, ob in der Schule, im Studium oder eine zeitlang auf der Arbeit.

Und was, wenn man nicht mehr ins System passt?

Mittlerweile habe ich jedoch das Gefühl, dass mich das System einengt. Ich fühle mich nicht mehr dazugehörig. Ich bin viel abhängiger von allem als je zuvor. Durch meine langanhaltende Krankheit waren bereits mehrere Ämter und Versicherungen für mich zuständig, und einige von ihnen mussten sich miteinander abstimmen. Ich bin von ihnen abhängig, von ihren Entscheidungen. Jedes Mal, wenn ich Post von einem dieser Ämter oder Versicherungen bekomme, habe ich riesige Angst. Die Abhängigkeit ist nicht schön, und die ständige Kommunikation mit den verschiedenen Stellen zehrt an meinen Kräften. Ich habe bereits so viel Energie dadurch verloren, die ich für meine Genesung gebraucht hätte.

Gefangen im eigenen Leben

Ich will niemandem etwas Böses. Ich will einfach nur gesund werden und ein normales Leben führen. Trotzdem muss ich immer wieder sehr dafür kämpfen. Aber das ist nur eine Abhängigkeit, die mich einengt.

Ein großer Punkt ist die PTBS und die Depression. Ich bin so abhängig von ihnen. Ich fühle mich in mir, in meinem Körper, meinen Gedanken gefangen und kann nicht entkommen. Sie sind meine ständigen Begleiter. Meine Gedanken sind meine ständigen Gefährten im Alltag, und es fühlt sich manchmal an, als würden gleichzeitig fünf Hörbücher in meinem Kopf laufen. Keines davon kann ich ausschalten. Will ich sie leiser machen, werden sie nur lauter, drängender, anstrengender. Ich kann sie nicht kontrollieren. Und noch schlimmer: Ich kann nicht fliehen. Diese Situation engt mich so sehr ein. Ich fühle mich gefangen in meinem eigenen Körper, gefangen in meinem Leben. Eingeengt von meiner Psyche, abhängig davon, wie sich meine Psyche gerade fühlt. Ich fühle mich dadurch nicht wohl in mir. Nicht frei oder leicht, sondern unglaublich schwer und gefangen. Ich wünschte mir einfach mal eine Pause, eine Pause vor mir, eine Pause vor diesem Leben – aber ich kann nicht ausbrechen, ich kann mich nicht befreien. Ich kann einfach nicht weg von mir.

DIE RECHNUNG MUSS DOCH AUFGEHEN

Wir alle befinden uns in Abhängigkeiten. Ob in Beziehungen, mit Haustieren oder wenn man seinen Chef fragen muss, ob man drei Wochen Urlaub im Jahr nehmen kann.

Wir sind alle Teil eines Systems von verschiedenen Abhängigkeiten, und den meisten macht das nichts aus, weil am Ende alles aufgeht. Beispielsweise ist es für viele kein Problem, von einem Arbeitgeber abhängig zu sein, wenn am Ende des Monats das Gehalt auf dem Konto ist. Hier geht die Rechnung auf.

Für mich tut sie das aktuell nicht. Ich fühle mich gefangen, eingeengt und abhängig. Ich bin abhängig von der finanziellen Unterstützung der Ämter und davon, dass es mir besser geht. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, nicht schnell genug voranzukommen, in mir festzustecken und keinen Ausweg zu sehen.

Ich wünsche mir oft einen Blick in die Zukunft, um zu sehen, dass alles gut werden wird. Dass es sich lohnt, zu kämpfen und durchzuhalten. Vielleicht auch, um zu wissen, welchen Weg ich einschlagen soll. Ich wünsche mir eine Tablette, die meinen Kopf zum Schweigen bringt, ähnlich wie eine Schmerztablette, wenn der Körper schmerzt. Und ich wünsche mir Urlaub. Urlaub ohne mich, Urlaub vor mir selbst. Einfach frei sein!