Veränderung

Veränderung selbst gemacht

In einigen Kliniken wird die Körperwahrnehmung gefördert. Dort liegt man oft auf einer Matte auf dem Boden und erhält vielfältige Aufgaben. Mal sind es Kirschkernkissen, Bälle oder Ähnliches, über die man berichten soll, wie sie sich an verschiedenen Körperstellen anfühlen. Oder es werden kleine Kugeln verwendet, auf die man sich legt. Die Bandbreite dieser Übungen ist groß. Ich persönlich finde es jedoch herausfordernd, mich zu entspannen, besonders wenn es um meine eigene Wahrnehmung geht. Entspanntes Liegen ist nicht gerade meine Stärke, und auf meine eigene Wahrnehmung zu hören, ist für mich eine echte Herausforderung.

Das macht mich teilweise sehr unruhig und wütend, und ich weiß nicht, was noch dazu kommt. Dieser Prozess beginnt oft mit Unruhe und kreisenden Gedanken. Dann werde ich wütend, weil ich so unruhig bin und mich nicht auf die “Aufgabe” konzentrieren kann. Irgendwie schleicht sich dann wieder der Leistungsgedanke ein. Ich will die Aufgabe gut machen. So manche Stunde wird für mich wirklich zur Tortur.

Früher das Zimmer zu verlassen, fällt mir ebenfalls schwer, denn dann habe ich das Gefühl, versagt zu haben. Wie du siehst, bin ich in einem Strudel von Gedanken, Druck und zu hohen Ansprüchen an mich selbst. Keine gute Mischung, um in mich hineinzuhorchen, Gefühle wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten. Einige schlafen sogar regelmäßig während dieser Übungen ein, und ich bin so weit weg von Entspannung, wie es nur geht.

Bloß nicht auffallen...

Nach diesen Übungen gibt es in der Gruppe meist eine kurze Reflexion. Eine Mitpatientin berichtete, dass sie während der Übung Rückenschmerzen hatte und sich deshalb auf nichts anderes konzentrieren konnte. Unsere Ergotherapeutin fragte, ob ihr in diesem Moment etwas geholfen hätte, und die Patientin bejahte, indem sie sagte, mit einer Nackenrolle wäre alles gut gewesen. Allerdings hatte sie es nicht gesagt, weil sie nicht auffallen wollte. Die meisten von uns hätten diese Situation wohl ertragen, nur um nicht zu stören oder aufzufallen. Sie hatte also ihr eigenes Wohlbefinden unter das der Gruppe gestellt.

Sicherlich hätte es niemanden gestört, wenn sie während der Übung ihre Rückenschmerzen erwähnt hätte. Während den Übungen wird sowieso nach unserem Befinden gefragt. Aber sie wollte nicht auffallen. Ich kann sie sehr gut nachvollziehen. Wie oft habe ich schon etwas ertragen, nur weil ich nicht auffallen wollte, niemanden stören wollte, niemandem auf die Füße treten wollte… Ein einfaches Beispiel:

Wie oft bin ich in Besprechungen nicht auf die Toilette gegangen, weil ich nicht aufstehen wollte. Weil ich nicht wollte, dass mich alle anschauen. Dass ich kurzzeitig die Aufmerksamkeit auf mich ziehe. Das ist unangenehm.

Und unsere Therapeutin sagte einen entscheidenden Satz dazu:

Nur wenn man selbst etwas tut, kann sich was ändern!

Und es stimmt. Wer hätte in diesem Moment für meine Mitpatientin einstehen können, wenn nicht sie selbst? Niemand hätte wissen können, dass sie Rückenschmerzen hat. Wenn sie einfach nach einer Nackenrolle gefragt hätte, hätte sie wahrscheinlich den Rest der Stunde ihre psychische Gesundheit behandeln können. Sie hätte sich und ihre Heilung in den Vordergrund stellen können. Und wer, wenn nicht wir selbst, sollte das für uns tun?

Ich habe so sehr schnell gelernt, mich in den einzelnen Therapien mehr zu öffnen. Reflexionsgespräche am Ende jeder Therapie, egal ob es sportliche Ergotherapie, Entspannung, Malen oder Basteln ist, bieten die Möglichkeit, noch einmal Feedback von den Therapeuten zu bekommen. Dieses Feedback hat mir schon so oft geholfen. Am Anfang tut man sich schwer, denn auch hier will man nicht die Aufmerksamkeit der Gruppe auf sich ziehen, und es ist unangenehm, vor fremden Leuten so offen zu reden. Aber es ist eine wunderbare Möglichkeit, noch einmal Gedankenanstöße zu bekommen.

Und nur wenn man die Dinge selbst tut, kann sich auch etwas ändern. Egal ob in der Partnerschaft, im Freundeskreis, auf der Arbeit oder irgendwo anders.
Woher sollen andere wissen, was für dich gerade wichtig ist. Oder was du brauchst um Glücklich zu sein? Du musst selbst die Dinge für dich in die Hand nehmen. Dann kann sich etwas ändern!